Natur und Vogeschutzgruppe Geiss-Nidda
Letzte Änderung: 
8.03.2024 
11.34 Uhr  

Vogel des Jahres 2024

Kiebitz (Vanellus vanellus)

ist eine Vogelart aus der Familie der Regenpfeifer (Charadriidae). Er brütet typischerweise in den Marschwiesen, auf Vordeichwiesenflächen und anderen Weidelandschaften der Niederungen.

Kiebitze sind Bodenbrüter; ihre Eier galten früher als Delikatesse, dürfen heute aber nicht mehr gesammelt werden, da der Kiebitz in seinem Bestand global bedroht ist. 2015 wurde die Art auf die internationale Rote Liste gefährdeter Vogelarten gesetzt.

Für das Jahr 2024 ist die Art das zweite Mal nach 1996 zum „Vogel des Jahres“ in Deutschland gewählt worden.[2]

Beschreibung: Adultes Kiebitzmännchen mit langer Holle und schwarzem Kehlfleck im Prachtkleid. Juveniles Kiebitzweibchen mit kurzer Holle im Schlichtkleid.

Der Kiebitz wird mit 28 bis 31 Zentimeter Körperlänge etwa taubengroß, die Flügelspannweite liegt dann zwischen 70 und 80 Zentimetern. Adulte Kiebitze haben einen metallisch grün-grau schimmernden Mantel mit einem blau-violetten Schulterfleck. Der Bauch ist weiß gefärbt mit einem schwarzen, scharf abgegrenzten Brustband. Der Kopf ist weiß mit schwarzer Stirn, die in einer langen zweizipfligen Haube ausläuft, die als Holle bezeichnet wird. Vom schwarzen Schnabel ausgehend verläuft eine unscharf abgegrenzte schwarze Binde unter dem Auge zum Hinterkopf. Der Unterleib ist verwaschen sandfarben bis rostorange eingefärbt. Im Brutkleid unterscheidet sich das Männchen vom Weibchen lediglich durch eine längere Holle, eine etwas intensivere Schwarzfärbung sowie durch den durchgehenden Kehlfleck. Für einen Regenpfeifer besitzen Kiebitze vergleichsweise kurze Beine, die dunkelrot bis braun gefärbt sind.

Im Schlichtkleid ist bei beiden Geschlechtern das Kinn und der Vorderhals weiß. Die Federn der oberen Handdecken und Schultern sind blass gelbbraun gesäumt, was ein schuppenartiges Muster erzeugt. Die Holle ist deutlich kürzer als im Brutkleid. Juvenile Kiebitze sehen aus wie adulte im Schlichtkleid, haben zudem aber breitere, gelb-braune Federsäume sowie ein deutlich helleres, braun gefärbtes Brustband.

Das Flugbild des Kiebitzes ist charakteristisch und unverwechselbar: Kiebitze fliegen mit lockeren, gemächlichen Flügelschlägen, die Flügel selbst sind auffällig breit und paddelförmig gerundet. Durch die im Flug blinkende schwarze Ober- und schwarzweiße Unterseite kann man fliegende Kiebitze schon aus weiter Entfernung bestimmen.

Kiebitze sind während der Brutzeit sehr stimmfreudig; ihr Rufen klingt klagend schrill, wie „kschäää“ oder „kiju-wit“, was ihnen den deutschen und auch den niederländischen Namen „Kievit“ eingetragen hat. Im Balzflug kann mit den Flügeln ein wummerndes Geräusch erzeugt werden.

Im Südwesten ihres Brutareals sind Kiebitze Standvögel. Im übrigen Gebiet sind sie Zugvögel, wobei die klimatischen Bedingungen einen starken Einfluss auf die Zugbewegungen haben. Der Teil der europäischen Population, der sein Brutareal verlässt, zieht in südlicher und südwestlicher Richtung. Zugbeginn ist im Mittsommer, die Hauptzugzeit fällt jedoch in die Herbstmonate. So wird in Dänemark eine erste Welle durchziehender Kiebitze bereits im Juni und Juli beobachtet. Es handelt sich dabei um nord- und osteuropäische Brutvögel. Die größte Zahl durchziehender Kiebitze, nämlich etwa 100.000 bis 200.000 Kiebitze, sind im August zu beobachten. Dabei handelt es sich um Kiebitze, die sich noch in der Mauser befinden. Eine dritte Zugwelle von Kiebitzen, die weiter im Osten ihre Mauser durchlaufen haben, erscheint in Dänemark im Oktober und November.[3] In Israel sind nach Süden ziehende Kiebitze ab Ende August bis Ende Dezember zu beobachten. Der Höhepunkt des Zuges hier ist der Zeitraum von Ende Oktober bis Ende November.[3] Der Heimzug ins Brutgebiet beginnt in Westeuropa und im Nahen Osten bereits Ende Januar mit einem Zughöhepunkt im Zeitraum von Ende Februar bis Anfang März. Kiebitze halten sich damit in ihren südlichsten Überwinterungsquartieren nicht mehr als zwei Monate auf.[4]

 

Kiebitze brüten hauptsächlich in offenen, flachen Landschaften mit kurzem oder gar keinem Gras, auf Wiesen und Weiden, gerne an Gewässerrändern, auf FeuchtwiesenHeiden und Mooren. Kiebitze brüten auch auf Feldern und Äckern. Während des Winters und der Zugzeit halten sich Kiebitze auch auf abgeernteten Feldern und auf gepflügten Äckern auf. Im Winter sieht man die Vögel weitläufig verteilt auf alten Weiden, aber auch als Trupps auf Schlammflächen.

Ernährung

Kiebitze ernähren sich von Insekten und deren Larven, Würmern und anderen Wirbellosen. Pflanzliche Stoffe spielen nur eine untergeordnete Rolle. Gelegentlich werden Samen vom Boden aufgepickt. Kiebitze sind tag- und nachtaktiv, manche Vögel fressen sogar vorwiegend bei Nacht.

Brutbiologie

Kiebitze sind sehr standorttreu, außerdem sind sie monogam, das heißt die Partner bleiben ein Leben lang beieinander. Polygamie – ein Männchen hat mehrere Weibchen, beim Kiebitz zumeist zwei – kommt jedoch auch vor. Sie brüten in der Regel bereits im zweiten Kalenderjahr und kommen zum Brüten meist an ihren eigenen Geburtsort zurück.

Balz und Brut

 

„Gaukler der Lüfte“: Die Balzflüge der Kiebitzmännchen beeindrucken durch spektakuläre Flugmanöver

Kiebitze sind relativ früh am Brutort anzutreffen, im März, sofern es nicht mehr friert. Nach der Ankunft bilden sich Territorien, die vom Männchen mit spektakulären Balzflügen verteidigt werden. Hier vollbringt das Männchen akrobatische Flugmanöver mit seitlich kippenden Sturzflügen. Es wirft sich laut rufend in der Luft hin und her und trudelt senkrecht zu Boden, wobei die Flügel die laut wummernden Geräusche verursachen (siehe oben).

 

Kiebitznest

Kiebitze brüten meistens semi-kolonial, d. h. in kleineren Gruppen von zwei bis zwanzig Paaren, mit Höchstdichten von neun Paaren pro Hektar. Kiebitze sind in der Regel mit anderen Wiesenvögeln wie Uferschnepfen und Rotschenkeln vergesellschaftet, es gibt aber auch Einzelbruten. Das Männchen legt mehrere Nest­mulden in kurzrasiger Vegetation an, indem es seinen Oberkörper auf den Boden drückt und mit kreisenden Bewegungen eine Mulde in den Boden dreht. Es ist bekannt, dass Kiebitze ihren Neststandort nach der Farbe des Untergrundes auswählen, dabei werden Brauntöne anscheinend bevorzugt. Das Nest ist eine Mulde am Boden und wird häufig mit Halmen und anderen Pflanzenteilen gepolstert. Das Weibchen inspiziert diese Nestmulden und legt binnen etwa fünf Tagen in das von ihr ausgewählte vier beigefarbene bis braun gefleckte Eier, in seltenen Fällen sind es weniger Eier. Diese liegen meist in der für Limikolen charakteristischen Kreuzform im Nest – mit den Spitzen schräg nach unten zur Nestmitte gekehrt.

 

Eine deutlich größere Rohrweihe wird während der Brut gehasst

Beide Altvögel bebrüten die Eier 21 bis 28 Tage lang, bis die Küken schlüpfen. Während dieser Zeit wird das Nest von beiden Altvögeln vehement gegen Prädatoren verteidigt. Luftfeinde wie Greifvögel werden durch aggressive, schnelle und imposante Luftangriffe abgewehrt, unterstützt von lauten Rufen. Häufig helfen Vögel von umliegenden Nestern bei dieser Abwehr. Wird das Nest dennoch prädiert und ist es noch nicht spät in der Saison, so legt das Weibchen bis zu zwei Ersatzgelege. Beide Elternteile kümmern sich um die Kükenaufzucht. Die Küken sind Nestflüchter und verlassen das Nest bereits wenige Stunden nach dem Schlupf. Dann werden sie bis zu fünf Wochen lang noch von den Eltern geführt, bis sie flügge werden. Diese Zeit verbringen die meisten Familien in der direkten Umgebung des Nestes, andere wandern mit ihren Jungtieren bis zu drei Kilometer weiter in Gebiete, die den Jungtieren mehr oder bessere Nahrung bieten. In den ersten zehn Tagen ihres Lebens sind die Küken noch nicht in der Lage, ihre Körpertemperatur selbst zu regeln (Thermoregulation). Deshalb müssen die Küken noch gewärmt (gehudert) werden, was meistens vom Weibchen übernommen wird. Die Sterblichkeit (Mortalität) der Küken in den ersten zehn Tagen ist deshalb besonders bei kalten Wetterverhältnissen sehr hoch. Mit 35 Tagen sind die Küken vollbefiedert und flugfähig.

 

Bisherige Vögel des Jahres

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